Freitag, 6. November 2009

MDC09

Dieser Artikel fällt etwas aus dem Rahmen als was ich hier wie üblich veröffentlichte, denn zum ersten Mal schreibe ich was für Cash, es gibt ein Atom-Netbook zu gewinnen, also strenge ich mich etwas an.

Langsam ist es auch für die Leser dieses Blogs kein Geheimnis mehr, dass ich mich für das Programmieren von mobilen Geräten interessiere. Ich schreibe gerade an einer Software, die verschiedene spar-Angebote im Umfeld des Handy-Benutzers lokalisiert und auf der Karte anzeigt (Code-Name der App ist spar-radar). Doch gehörte ich bislang keiner Community an, hatte mein Wissen aus Büchern, Webseiten und Heise-Zeitschriften-Artikeln geschöpft, ohne je einen lebenden Handy-Programmierer (der womöglich sogar Geld damit verdient) aus der Nähe gesehen zu haben. Ich bin auch ein bekennender Nicht-Twitterer (so, das wars jetzt mit dem Preis). Von MDC hatte ich keinen blassen Schimmer, Fachkonferenzen assozierte ich als extrem teuere und nur für exklusive Teilnehmer zugängliche Veranstaltungen. Doch wie erfuhr ich überhaupt von MDC und kam dann überhaupt rein?

Am schönen Samstag-Morgen auf dem Rückweg vom Feldkirchener Bahnhof fiel mein Blick auf unmotiviert rumhängende Wegweiser auf DIN-A4 Papier mit der interessanten Überschift mobiledevcamp09. Ohne eine Ahnung zu haben, was das überhaupt ist, folgte ich den Schildern, bis ich vor dem Intel-Gebäude stand, das mich schon seit Jahren magisch anzog. Tief luftholend trat ich ein und scheiterte beinahe an der Empfangsdame, doch dann kam ein Intel-Mitarbeiter, dessen Namen ich leider nicht weiss, dem ich aber sehr verbunden bin und machte mich mit Kerstin bekannt, die mir die Spielregeln kurz erklärte. Sie waren auch sehr einfach, hier der Pinboard mit Veranstaltungen, wenn man einen Vortrag halten möchte, ist man herzlich willkommen dies zu tun, ansonsten einfach hingehen, zuhören und wenn möglich aktiv beteiligen, simple as that.

Zuerst war ich in einer VentureCapital-Session. Hier wurde zum ersten Mal wirklich Tacheles zum Thema Finanzierung (bei diesem Thema überhaupt keine Selbstverständlichkeit) geredet. Geführt durch die Session hat Klaus Wiedemann. Klaus war schon auf beiden Seiten, sowohl als Unternehmer, als auch als VC-Geber und kannte sich entsprechend gut aus. Seine Aussagen:

- HighTech Gründer Fonds macht 70% aller Gründerfinanzierungen
- Machte auf www.foerderdatenbank.de aufmerksam, ausserdem gibt es www.bvdfb.de ein Bundesverband der Foerderberater
- es ist zur Zeit wahnsinnig schwierig Finanzierung über die Banken zu bekommen
- Keiner Finanzierungszusage glauben bis Unterschrift da ist und Geld aufs Konto überwiesen wurde
- Für einen VC wird das Unternehmen erst in folgenden Fällen interessant:
       - Beteiligung ab 1 Mio
       - das Verfahren patentierbar / vermarktbar, denn im Falle der Pleite des Unternehmens kann man immer noch die Technologie verkaufen
       - 1 Mlrd Euro weltweiter Markt
       - ein Umsatz von 50 Mio im Jahr 5 !!!!! Unter 10 Mio braucht man erst gar nicht anzukommen !!!!
- Das Model mit VCs sieht normalerweise so aus: eine GmbH mit VCs als KG angehängt
- Bei VCs aufpassen wegen Verteilung von Unternehmensanteilen, es gibt Fälle da haben die Gründer nur noch 15% des Unternehmens.
- Empfohlen wird die regionale Förderungen zu nutzen, im Extremfall sogar den Gründungsort danach auswählen, wo es die besten Fördermöglichkeiten gibt, momentan ist Berlin ein ganz heisser Tip
- Ganz paranoid bei Cashflow sein! Geld holen wo es nur geht, d.h. wenn man Seitenprojekte tun muss, die Geld bringen, tut man die Seitenprojekte. Im Businessplan nennt man sowas opportunistische Finanzierung, sobald die Möglichkeit sich auftut zu finanzieren, diese Möglichkeit auch nutzen, auch wenn es mit dem Ziel der Firma nichts zu tun hat. Kontostand immer auswendig kennen!
- Immer Exit-Strategien bereithalten, Plan A, PlanB und PlanC vorbereitet haben

Insgesamt eine sehr interessante Session, vielen Dank, Klaus.

Danach habe ich Wolfram Herzog von SIC-Software kennengelernt. Er programmiert schon seit 1988!! (überlegt euch das mal) an mobilen Geräten, hat also schon alles gesehen, was es in diesem Bereich gibt. Er hat eine sehr interessante Session über Programmierbarkeit verschiedenen Plattformen gemacht und präsentierte viele wichtige Kennziffern, die jeder Programmierer wissen sollte, wenn er sich für eine Plattform entscheidet (Whitepaper gibt es auf Anfrage). Aber eine sehr aussagekräftige Zahl möchte ich jetzt schon nennen: 99% der Android-User, 98% der iPhone-User, 72% der Blackberry-User haben eine Datenflatrate, dagegen sind es 7% der JavaMe-User. Nachdem 1MB an Datenübertragung in Deutschland bis zu 18EUR kostet, ist es eigentlich klar für welche Plattformen man datenintensive Dienste entwickelt.

Anschliessend war ich in der Session eines Navibetriebssystems-Herstellers elektrobit. Sie machen z.B. Navisoftware für Medion-Navis, die momentan auf Platz 1 der Verkaufscharts in Deutschland sind. Der Vortragende hat eine Diskussion angestossen, was ein Navi der Zukunft können sollte und es wurde ihm sofort die neueste Navi-Software von Google unter die Nase gehalten, die mit dem neuen Android 2.0 kostenlos verfügbar ist.



Noch ist dieser Dienst nur in USA verfügbar, doch es ist eine Zeitfrage bis es nach Deutschland kommt und auch für iPhone verfügbar sein wird. Von so was habe ich nicht mal geträumt.

Danach war ich in der Session über JavaScript und HTML5. HTML5 ist neuer Standard und da ist wirklich im Standard festgeschrieben, dass der Browser location-based services anbieten muss, das heisst mit HTML5 braucht man keine native Application mehr! HTML5 wird schon von Safari-Browser in iPhone und Android Browser verstanden, d.h eigentlich braucht man für diese Plattformen keinen eigenen Client zu entwickeln. Es wurde allerdings eine interessante Studie zitiert als die Zeitschrift Stern mobiles Content zur Verfügung gestellt hat. Als sie nur mobile Webpage hatten, hatten sie 22000 pageviews / Monat, als sie eine Application veröffentlicht haben, hatten sie 250000 Zugriffe / Monat. Erklärt wurde es damit, dass es immer noch grosser Unterschied in Zugriffszeit gibt , zwischen Browseraufruf und laden und rendern der Webseite und starten einer Application. Auf jeden Fall HTML5 lohnt sich genauer anzuschauen. Hoffentlich können Opera Mini und Mobile auch bald HTML5, dann kann ich mir die JavaME-Entwicklung sparen.

Also für mich persönlich war das ein sehr interessanter Tag, habe viele neue Bekanntschafte gemacht und per XING besiegelt, über viele neue Entwicklungen gehört, viel Gehirnfutter für neue Ideen bekommen. An dieser Stelle vielen Dank an die Sponsoren, an Intel-Leute, die ja eigentlich die Veranstaltung gemacht haben, um ihre neue mobile Plattform Moblin unter den Entwicklern bekannt zu machen, was IMHO der richtige Weg ist. Kein Entwickler läßt sich vom Marketing widerspruchslos irgendwas erzählen, aber mit einem Developer-zu-Developer Gespräch, kann man das Interesse viel besser und schneller wecken. Also liebe Marketing-Leute, nimmt euch Beispiel an Intel und Acer, ladet Developer ein und dann erzählen sie ihrem Chef, was für tolle Sachen sie bei Intel gesehen haben. Das Freibier bei Fliegerbräu war noch das i-Tüpfelchen, dann war man wunschlos glücklich.

1 Kommentar:

flo hat gesagt…

Wer Acer sagt meint Asus :)

Trotzdem schöner Beitrag. Vielen Dank!

lg flo