Montag, 20. Juli 2009

Das kleine Kopenhagen-ABC

Nach letztjährigen Geburtstagsfeier in Amsterdam habe ich dieses Jahr in Kopenhagen mein Geburtstag gefeiert. Da ich nur knapp 4 Tage dort verbracht habe, gab es nicht genügend Eindrücke für ein vollständiges ABC, deswegen mal ein kleines:

Alkohol: Wie zeigt man in Dänemark, dass man ein reicher Sack ist? Man wird zum Alkoholiker.

Christiania: Ist ein Stadtviertel von Kopenhagen, das sich als ein Gebiet ausserhalb der EU begreift. 1971 besetzten ein paar Hippies ein ehemaliges Militärgelände in der Nähe von Kopenhagen und handelten mit dem Verteidigungsministerium ein Deal aus, dass sie die Pflege der Gebäude aus dem 19. Jh übernehmen, die auf dem Gelände stehen und dafür dort frei wohnen können. Dem Verteidigungsministerium war das Recht und so entstand ein wohl in Europa einzigartiges Zentrum an alternativen Kultur, dass sich nicht nur dadurch ausdrückt, dass man frei Haschisch verkaufen kann, sondern auch im Verhältnis zum Eigentum, gemeinsame Arbeitseinsätze zur Pflege des Stadtviertels, gemeinschaftlich gefällte Beschlüsse, eigenen Begriff von Recht und Ordnung, also eine autonome Republik inmitten der Wogen von liberalen Neokonservatismus, wie er in Dänemark von der heutigen Regierung gepflegt wird. Natürlich ist der jetzigen Regierung Christiania ein Dorn im Auge, also übergab man das Gelände 2004 an das Finanzministerium, das ganz andere Pläne hat. Zur Zeit wird vor Gerichten gestritten, aber die Althippies können trotz ihrer Peace & Flower Power Attitüde auf eine Armee aus Sympathisanten zurückgreifen, die nicht so friedlich eingestellt sind, was die Krawallen vor zwei Jahr bei der Schliessung eines Jugendhauses bewiesen haben. Doch ohne den Teufel auf die Wand malen zu wollen, es wäre extrem schade, wenn so ein Experiment wegen der Geldgier und Intoleranz der jetzigen Regierung abgeschafft würde.



Christiania von oben



Willkommen nach Christiania

Design: Auch wenn man über Dänemark und Kopenhagen nichts weiss, man kennt bestimmt dänische Design-Firmen, die sündhaft-teure, gut aussehende und nicht immer praktische Produkte (siehe MP3-Player von Bang&Olufsen) herstellen. Was in Finnland Nokia ist, das ist in Dänemark ihr Design, ein Differentiator sozusagen, die Nische, das Erkennungsmerkmal. Durchdesigned ist alles, vom Hotel, bis zum Flohmarkt. Grosse Designer-Shops in der Fussgängerzone verleiten zum Geldausgeben für Sachen, die man entweder schon in der Küche stehen hat, oder noch nie gebraucht hat und wahrscheinlich nie wieder brauchen wird. Es ist ein bisschen wie bei IKEA auf den letzten Metern, wo allerlei Kleinigkeiten verkauft werden mit dem Unterschied, dass hier auch Kleinigkeiten eine Kleinigkeit an Geld kosten.

Fähnchen: Bevor man in einem dänischen Park sich zum Picknicken hinsetzt, wird der Claim mit dänischen Fähnchen abgesteckt.

Geld: Das lustigste Geld, dass ich jemals ausgegeben habe. Viele Münzen haben einen Loch in der Mitte und sind vom Design her durchaus geeignet als Halskette getragen zu werden. Die Banknoten sind auch mit allerlei lustigem Getier verziehrt. Allein wegen dem Geld sollten Dänen ihre Krone behalten.

Hackenkreuze: Ist ein normales Element der dänischen Architektur, ist bei den Elefanten im Tor der Carlsberg-Brauerei auf der Seite zu finden, ebenso an der Aussenwand der Glyptothek. Wahrscheinlich ist es wie bei der Bundeswehr, als sie sich nicht ihren Georgen-Kreuz hat wegnehmen lassen, obwohl es im 3. Reich auch ein Symbol missbraucht wurde.

Hitze: Wir haben wohl zwei heisseste Tage im Jahr, wenn nicht im Jahrzehnt erwischt. De Temperaturanzeige konnte nicht mehr als 30 Grad anzeigen. Viele dänische Frauen boten ungeahnte Ansichten, als sie trotz kürzesten Miniröcke nicht davon abzubringen waren, mit dem Fahrrad zu fahren.



Meine Stadt hat Fieber

Hot Dog: Die dänische Nationalspeise. Häufig ist die Wurst dicker als das Brötchen, davon muss man sich nicht entmutigen lassen.

Kanäle: Ganz Kopenhagen ist von Kanälen durchzogen, in die man springen kann, auch von der Brücke, wenn es einem danach ist, um sich abzukühlen





Blick auf die Kanäle

Kleine Meerjungfrau: Harrt tapfer den gierigen Blicken der asiatischen Photografen aus und denkt mit Grausen, wie es ihr wohl in Schanghai ergehen wird, wohin sie nächstes Jahr transportiert wird

Lego: Kommt zwar aus Dänemark, habe ich kein einzigen Laden gesehen, obwohl Kinderläden auf Schritt und Tritt waren. Vielleicht ist Lego nicht durchdesignt genug, man kann immer noch was daran ändern.

Margarete: Die dänische Königin stammt von der ältesten Königsdynastie in Europa ab. Nachdem die Eltern mal keinen Sohn bekommen haben, den sie Christian oder Frederik nennen konnten, war Margarete eine Remissenz an die wohl berühmteste dänische Königin Margarete, die es einst geschafft hat ganz Skandinavien unter sich zu vereinen. Leider ist die jetzige Margarete dieser Aufgabe nicht gewachsen, auch ihre Kinder denken nicht daran eheliche Bündnisse mit anderen skandinavischen Königshäusern anzugehen, stattdessen werden lieber ehemalige Strassenmädchen, Ranch-Besitzerinnen und (oh Graus, Viktoria, wie konntest Du nur) Fitness-Trainer geehelicht. So bleibt der jetzigen Margarete die Pflicht die Familiengeschichte in den beiden Königsschlössern zu erhalten. Jeder der zahlreichen Frederiks und Christians hat ein eigenes Arbeitszimmer übriggelassen, das in Originalunordnung gelassen wurde, so dass man eine Vorstellung hat, wie so ein Arbeitstag von einem König aussieht. Wenn mal weniger zu tun ist, kann der König ein Besuch in die Schatzkammer abstatten, wo eine Weinsammlung aus dem 17.Jahrhundert auf ihn wartet.

Malmö: Wenn man über die Öresund-Brücke fährt, ist man in Schweden, in Malmö. Zu Malmö, zu Stockholm und zu Schweden stelle ich immer eine Frage: Womit beschäftigen die Schweden sich eigentlich? Alkohol und Rauchen sind teuer, Restaurants nicht billig, an jeder Bar und Disko steht ein bulliger Türsteher, der nur über 23-jährige reinlässt, für stürmische Politiker sind die Schweden nicht bekannt, Prostitution ist verboten, die Winter sind lang... Also bleiben nur Sport und Mainstream-Lieder trällern, wobei seit ABBA (ABBA ist die grosse Ausnahme) alles nur Kopien von englischen Bands sind, musikalisch ganz gut, aber eben nichts originelles. Verständlich, dass viele Auslandsstudenten-Schweden in Mannheim eigentlich nur im besoffenen Zustand, mit Snuss zwischen den Zähnen, mit einem hübschen Mädel in einem Arm und einer Bierflasche im anderen Arm anzutreffen waren. Zu Hause werden dann Fotos von vollen Bierpaletten gezeigt, so was kennt man in Schweden gar nicht.



Wohnen in Malmö



Schöner Kinderspielplatz in Malmö

Springbrunnen: Überall in der Stadt gibt es lustige Springbrunnen mit allerlei Getier



Springbrunnen in der Fussgängerzone

Teuer: Laut der neusten Untersuchung ist Dänemark das teuerste Land unter den EU-Ländern und das kann ich nur bestätigen. Wie es aussieht, muss die dänische Wirtschaft brummen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass Dänemark abgewertet hat im Gegensatz zu Schweden. Zum Geburtstag haben wir mit 2 Dosen Cidre angestossen, 10 Euro für Glas Wein will man einfach nicht ausgeben. Früher war ich dem naiven Glauben verfallen, dass Schweden und Norvegen nach Dänemark fahren, um zu saufen und Spass zu haben, jetzt ist es eher umgekehrt. Die Hotelpreise waren OK, wenn man berücksichtigt, dass es unangekündigt Halbpension war.

Tivoli: Ist ein Freizeitpark inmitten der Stadt, quasi die Hauptattraktion. Ist ständig brechend voll, man kriegt auch was geboten, wenn man nicht nur Achterbahn & Co fahren möchte. Feuerwerk wurde leider eingespart und die Lasershow fängt um 00:30 an und nicht um 23:45, wie es einem weissgemacht wird.



Biergarten in Tivoli, ich will gar nicht wissen, was hier eine Mass kostet



Chinesischer Garten in Tivoli

Wachwechsel: Gibt es bei den Königsschlössern. Jeder Engländer oder Russen fällt vor Lachen um, denn das einzige was die dänischen Wachposten beim Wechsel nicht machen, ist ein High Five. Sonst marschiert (schlappt) man mit einem Wasserglas, unterhält sich über das Wetter und gähnt vor sich hin. Eine lockere Mannschaft sozusagen.

Züge: Sind öfters mal kaputt, wenn sie nicht kaputt sind, schwimmen sie mit auf der Fähre und gehen dann kaputt. Und wenn sie mal kaputt sind, dauert es ca. 2 Stunden bis ein nicht kaputter Ersatzzug angefahren kommt. Da muss man beten, dass er früher da ist, als er auch kaputt geht.