Samstag, 31. Januar 2015

Eindrücke von der Grünen Woche in Berlin 2015

Letztes Wochenende war ich auf der Grünen Woche in Berlin, hier ein paar Photos.


Zuerst natürlich bei dem estnischen Stand vorbeigeschaut. Letztes Jahr war Estland Partnerland und hatte einen größeren Stand, als in diesem Jahr, aber dieses Jahr war der Stand auch recht gross.


Während letztes Jahr Bärenfleisch promotet wurde, schaltete man dieses Jahr auf Elchfleisch um, es gab Elch im Eintopf und Elchburger.


Leider gab es keine Blutwürstchen aus Saaremaa, gekauft habe ich eine neue Portion Kama Jahu und mit Wachholderrauch geräucherten Käse.


Partnerland war dieses Jahr Lettland mit entsprechend größerem Stand.


Hier die berühmten lettischen Stickmuster.


Hier kann man sich die britischen Waren noch leisten, in England selbst wird es langsam zu teuer.


Ukraine ist mit einem grossen Stand dabei.


Alle Verkäuferinnen sind in Stickmuster-Blusen und repräsentieren verschiedene Regionen. Donezk und Lugansk sind auch dabei.


Russland hat wie immer eine ganze Halle gemietet, allerdings gibt es recht viele freie Flächen, die grosszügig mit Topfpflanzen vollgestellt werden, damit es nicht allzu leer aussieht.


So präsentiert sich Jamal, die nördlichste und die kälteste Gegend in Russland.


Diese Wodka-Marke heisst Sterva, leo.org schlägt als Übersetzung "Luder" vor, Google "verdammte Schuft", ich würde es als allen-auf-den-Wecker-gehendes hysterisches Weibsbild übersetzen. Ist in Russland offenbar eine wichtige Zielgruppe.


Russischer Käsekuchen


Störe in Aquarium. Kandidaten für schwarzes Kaviar.

Andere erwähnenswerte Produkte war das Djudju Bier aus Ghana mit Bananengeschmack und Honigbier aus Polen, was erheblich besser schmeckt als das belgische Fruchtbier. Leicht torkelnd gingen wir dann nach Hause.

Mittwoch, 14. Januar 2015

Silvester in Innsbruck oder auf den Spuren von Andreas Hofer

Innsbruck ist eine der Städten, wo schon jeder mal war, allerdings nur auf der Autobahn, die durch die Stadt Richtung Brenner-Tunnel führt. Ich war schon im Sommer für eine Stunde da, als ich nach der Karwendelwanderung recht kaputt auf meinen Zug gewartet habe, aber die Stunde hat schon gereicht, um zu zeigen, dass die Stadt noch mehr zu bieten hat. Deswegen haben wir beschlossen ein paar Tage in Innsbruck, der Landeshauptstadt von Tirol, zu verbringen und dort Silvester zu feiern. Innsbruck liegt in einem Bergtal zwischen Karwendelgebirge und Tuxer Alpen (meine nächste Etappe auf dem Weg nach Venedig). Wie der Name schon sagt, fließt die Inn durch die Stadt und wird von mehreren Brücken durchquert. Die Stadt hat eine Uni, die angeblich auch gerne von deutschsprachigen Südtirolern besucht wird, es leben hier ca. 120.000 Einwohner und sie haben ein Faible für Andreas Hofer, aber dazu später mehr.

1. Tag: Von München ist Innsbruck sehr nah, kaum zwei Stunden mit dem EC, schon steigt man am Bahnhof zusammen mit vollbepackten Skifahrern aus und schleppt seinen Koffer in das Hotel. Wir haben uns nicht lumpen lassen und quartierten uns in ein Wellness-Hotel ein, zusammen mit Horden von Italienern, denen es in Italien an Silvester zu langweilig ist und ein paar Russen, die den Rubel-Sturz gerade so verkraftet haben.

Das Zentrum der Stadt ist eine recht kleine Altstadt mit der Hauptstrasse, die von der Triumphpforte bis zum Goldenen Dacherl, dem Wahrzeichen der Stadt führt. Das Goldene Dacherl zeigt wohl, wie stinkreich die Region hier ist, denn wer seine Dächer vergolden kann, der hat für sein Geld keine bessere Verwendung.

Im Stadtzentrum ist es schon recht voll, Innsbruck ist voll auf Touristen eingestellt, allerdings nicht so schlimm wie Salzburg, die Preise sind in Ordnung, offensichtlichen Nepp gibt es nicht, es sei denn man ist russischer Tourist und verguckt sich in einen Wolpertinger.

Wir gehen gleich in den Dom zu Sankt Jakob mit einem Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älteren, einer schöner Papierkrippe als auch einer raffiniert gebauter Orgel.

Wir spazieren noch durch Innsbruck und sehen folgendes Schild.

Die Innsbrucker scheinen nicht besonders gesetzestreu zu sein, denn Liebesschlösser hängen dort trotz des Hinweises.

Am 30. Dezember um 17:00 wurde Kindersilvester versprochen, also gehen wir auf die Innbrücke, um das Feuerwerk zu bewundern. Auf der Brücke steht eine Jesusfigur, die einst Skandal auslöste, weil Jesus ohne Lendenschurz dargestellt wurde. Der starke Schneefall hat aber einen eigenen Schurz gebildet.

Das Feuerwerk verspätet sich, die Zuschauer zählen mehrmals laut ab, die Eltern sind genervt, die Kinder quengeln, aber endlich geht das Spektakel los.

Noch ein paar Bilder vom verschneiten Innsbruck.

2. Tag: Die Hofburg steht auf dem Programm. Die Hofburg war in Tirol die Residenz der Habsburger, Maria Theresia hat zu ihrer Zeit die Burg komplett für ihre Bedürfnisse gebaut, alle Säle sind mit grossen Porträts ihrer Kinder und anderer Verwandtschaft ausgestattet. Sie hatte 16 Kinder (5 Knaben und 11 Mädchen), um sie und ihre Ehepartner alle im Gedächtnis zu behalten, mussten die Bilder als Erinnerungsstütze hinhalten.

Vor allem mit den zahlreichen Töchtern konnte sie das erfolgreiche Rezept der österreichischen Politik fortführen: "Bella gerant alii; tu felix Austra nube!" (Kriege mögen andere Länder führen, Du, glückliches Österreich heirate). Die Marie Antoinette (die mit dem Spruch von Brot und Kuchen) hatte leider das Pech mit Ludwig dem XVI von Frankreich verheiratet zu werden und wurde im Zuge der französischen Revolution einen Kopf kürzer gemacht, aber das ist eine andere Geschichte. Die Tragödie, die sich in der Hofburg abgespielt hat, fand am 18. August 1765 satt, als während der 12-tägigen Hochzeitsfeier ihres Sohnes Leopold und der spanischen Prinzessin Maria Ludovica, ihr Ehemann, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Franz I plötzlich verstarb (das kaiserliche Essen damals war wohl recht cholesterinhaltig).

Ganz Innsbruck war erschüttert, vor lauter Freude über die Hochzeit wurde ein Triumphbogen aufgestellt, der jetzt zu Trauerbogen umgebaut wurde, die Kaiserin war tot-traurig. Sie schrieb: „Ich verlor einen Gatten, einen Freund, den einzigen Gegenstand meiner Liebe.“ Nach seinem Tod trug Maria Theresia nur noch schwarze Witwentracht. Auch gründete sie ein Damenstift, dessen Aufgabe es war, den Tod von Franz I zu betrauern. Der Stift existiert immer noch, auch wenn die Mitglieder es mit dem Tragen von schwarzen Kleidung etwas lockerer nehmen.

Ein paar Zimmer sind auch extra für die Sissi umgestaltet worden, obwohl sie nur wenige Tage auf der Hofburg verbrachte. Die Innsbrucker lechzten nach der Aufmerksamkeit des ersten Popstars der Geschichte, selbst wenn sie im Zug nach Meran vorbeifuhr, war das eine Zeitungsmeldung wert (manche versuchen es immer noch, aus ihrer Vorbeifahrt ein Ereignis zu inszenieren, aber nicht jede ist nun mal Sissi). Die Sissi-Zimmer auf der Hofburg sind sogar noch greller als in Wiener Schönbrunn, man kann es für extravagant oder geschmacklos halten.

Auf der Hofburg begegnet man auch zum ersten Mal Andreas Hofer, der 1809 einen Aufstand gegen die Bayern angezettelt hat, als sie im Bündnis mit Napoleon Tirol besetzt hatten.

Nach zwei erfolglosen Schlachten seiner Bauernarmee gegen die bayerischen Truppen, war die dritte erfolgreich, Hofer und seine Mitstreiter besetzen die Hofburg und führen ein Regime ein, der glatt von Taliban stammen könnte: die Frauen sollten bedeckt rumlaufen, Singen und Feiern wurde nicht gestattet. Das ging so ein paar Wochen, bis die Bayern und die Franzosen bei der vierten Schlacht am Bergisel bei Innsbruck die Armee Hofers geschlagen haben. Hofer floh auf eine Alm, wurde verraten, gefangengenommen und exekutiert. In Tirol gilt er seitdem als Volksheld. Die Forderungen von Südtirolern sich von Italien loszulösen werden auch häufig mit Andreas Hofer begründet. Zum Beispiel beziehen sich die Bösen Onkels von Tirol, die Band Frei.Wild indirekt auf Andreas Hofer bei ihrer Südtirol-Hymne:

Wir sind zum Silvesterfeiern gekommen, also gehen wir um zehn Uhr auf den Marktplatz und schauen, was da so passiert. Ich finde die Bestätigung meiner Theorie, dass Tirolern nichts peinlich ist. Bei den oberbayerischen Burschenvereinen ist es ja bekannt, dass es meistens die Tiroler Bands sind, sie sich trauen in Bierzelten zu spielen, die Tiroler Band Torpedos ist ein feste Größe auf den Burschenfesten, die bayerischen Künstler sind sich da meist zu fein dafür. Die Tiroler haben DJ Ötzi verbrochen und Apres Ski erfunden. Doch was auf dem Innsbrucker Marktplatz als Silvesterunterhaltung geboten wurde, hat dem Begriff Peinlichkeit eine neue Dimension verliehen. Ein Typ mit einer aufblasbaren Gitarre, tat so, als ob er in ein Mikro singen würde, dazu hüpften zwei Skihaserl in Winterjacken rum und das zwei Stunden lang!

Die ABBA-Coverband und Glühwein machten das ganze nur bedingt etwas erträglicher. Feuerwerk war ganz gut, das hat uns dann etwas versöhnt.

Tag 3: Nach reichlichem Ausschlafen fahren wir auf die Bergisel, ein höhergelegenes Stadtteil von Innsbruck mit der olympischen Sprungschanze. Es ist wunderbares Wetter und man kann sehr gut das südliche Karwendel sehen.

Und wir begegnen wieder Andreas Hofer, der hier seine Schlachten geschlagen hat. Das Panorama der Andreas-Hofer-Schlacht am Bergisel hat zum Glück geschlossen.

Auf der futuristisch aussehenden Sprungschanze bereitet man sich auf die Vierschanzentournee vor. Das Springen findet zwei Tage später statt, und es gewinnt ein Deutscher, Richard Freitag, zum ersten mal seit 12 Jahren!

Wir gehen durch den Wald zum Schloss Ambras und entdecken ein malerisch gelegenes Militärfriedhof (für Geocacher: dort ist ein grosser Cache versteckt, viel Spass beim Suchen). Ein paar Mitstreiter von Andreas Hofer sind dort auch beerdigt.

Wenn wir schon im Wald sind, Zeit für ein paar Tiroler Legenden, bei denen unbedingt Riesen mitspielen. Eine Legende ist über den bayerischen Riesen Haymon, der den Tiroler Riesen Tyrsus antraf und mit ihm solange kämpfte, bis er ihn tötete. Daraufhin bekam er Gewissensbisse, bekannte sich zum Christentum und gründete einen Kloster. Jede Nacht wurde sein Gebäude, das er am Tag errichtet hat zerstört. Also legte er sich auf die Lauer und sah einen Drachen, der sich am Gebäude zu schaffen macht. Haymon erlegte den Drachen und riss ihm die Zunge raus.

Eine andere Legende ist über die Frau Hitt, auch eine Riesin, die einen ungezogenen Sohn hatte, was sie aber partout nicht einsehen wollte. Aber sie selbst war auch nicht sonderlich gut erzogen und als eine Bettlerin sie nach Essen bat, gab sie ihr einen Stück Felsen. Die Bettlerin entpuppte sich als Zauberin und verwandelte Frau Hitt in ein Stein. Was mit dem ungezogenem Bengel geschah, ist nicht überliefert. Die Frau Hitt kann dagegen bestiegen werden, es ist ein Felsen im Karwendel.

Aber genug der Legenden, wenden wir uns realen Geschichten zu. Am Schloss Ambras hauste der Tiroler Erzherzog Ferdinand II, der nicht nur mit einer Tochter aus bürgerlichem Hause Philippine Welser im Geheimen verheiratet war, sondern auch die erste Kunst- und Wunderkammer der Welt anlegte, die immer noch im Ambras zu sehen ist. Die Ritterrüstungen sehen komplett neu aus.

Sehr sehenswert (wenn auch arschkalt im Winter) ist der Spanische Saal mit Bildern von Herakles Heldentaten und den Tirolern Herrschern.


Pfau im Winter

Die Wunderdinge sind unter anderem ein Hirschgeweih, der von einem Baumstamm umwachsen ist, ein ausgestopfter Hai aus dem 16. Jahrhundert, Porträt von rumänischen Fürsten Vlad Zepesch, besser bekannt unter dem Namen Dracula, Porträts von Riesen, Zwergen und Wolfsmenschen und viele handwerkliche Kunststücke, die heutzutage nicht mal mit 3D-Drucker zu schaffen wären.

Tag 4: Wir klappern die restlichen Sehenswürdigkeiten in der Stadtmitte ab, unter anderem die Hofkirche. Neben dem „letzten Ritter des Mittelalters“ dem Erzherzog vom Österreich und dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Maximilian I, liegen dort (na wer wohl?) Andreas Hofer und Philippine Welser begraben.

Sehr beeindruckend sind die eisernen Figuren, die am Maximilians Grab stehen und verschiedene Ritter und Adlige der damaligen Zeit darstellen, die dem verstorbenen Kaiser die letzte Ehre erweisen. Alle Figuren sind sehr detailliert ausgearbeitet, man sieht die einzelnen Ringe von Kettenhemden und von den Frauenfrisuren kann Frau Timoschenko noch einiges lernen.

Nach der Hofkirche steigen wir noch auf den Stadtturm, um die Aussicht auf das Bergpanorama und drunterliegende Innsbruck zu geniessen.

Wir fahren mit dem Bus zur Hungerburg im Norden der Stadt. Eine Burg finden wir dort nicht, angeblich kommt der Name von einer Gaststädte, die recht sparsame Portionen austeilte. Dort befindet sich auch ein Skilift und die Möglichkeiten zur Bergwanderung, die wir auch gleich nutzen und prompt im Schnee versinken. Dafür werden wir nochmal mit Innsbruck von oben, einem Mariahilf-Baum und schönen Bildern von Tuxer Alpen entlohnt. Wir fahren wieder runter und verabschieden uns von der Stadt bis zum Sommer, bis die Venedig-Wanderung weitergeht.