Montag, 14. Juli 2008

Amsterdam - Eindrücke eines über 30-jährigen

Допе, Хаш, Марихуана - Вам привет из Амстердама (Dope, Hasch, Marihuana - Grüße aus Amsterdam), mit diesem Liedchen auf den Lippen stieg ich in den Nachtzug München-Amsterdam ein, um dort meinen Geburtstag zu feiern. Ich war bisher zwei Mal in Amsterdam, einmal als unschuldiger Elftklässler, der keine Ahnung hatte, was ihn dort erwartet, und der sich unvermittelt mitten im Rotlichtviertel wiederfand und einmal mit ein paar Studienfreunden, als wir komplett verpeilt dort auftauchten, irgendwie an ein Hotel rankamen, ich war viel zu nervös was zu rauchen, weil ich mit dem Auto zurückfahren musste. Beide Male habe ich zwar gemerkt, dass Amsterdam eine wunderschöne Stadt ist, doch viel von der Stadt behalten habe ich nicht. Diesmal wollte ich das ändern, also vorher Hotel gebucht, genug Zeit mitgebracht, ausserdem war meine Freundin dabei, um rational auf mich einzuwirken. Nachfolgend ein paar Eindrücke:

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Der erste Eindruck am Bahnhof

- Meine Erinnerung hat mich nicht getäuscht. Amsterdam ist wirklich wunderschön. Die riesige Altstadt aus dem 17. Jahrhundert, der "goldenen" Zeit Hollands ist sehr gut erhalten, man kann tagelang an den Grachten entlang spazieren gehen und sich in den alten Zeiten wiederfinden. Die Häuser haben sich erstaunlich gut an die moderne Zeit angepasst, viele haben unten kleine Lädchen, es gibt kaum verfallene Häuser (kein Wunder bei den Wohnpreisen dort), selbst moderne Häusern haben Flaschenzüge an den Dächern, ob zu Dekoration oder aus Gewohnheit weiss ich nicht.


Kinotheater im schönsten Jugendstil

- Bekleidungstechnisch sind alle deutsche Städte (vielleicht mit Ausnahme von Häckischen Höfen in Berlin) stinklangweilig., Egal welche Innenstadt man anschaut, es ist immer das gleiche Bild: H&M, Zero, Benetton, C&A, P&C, Brigdit Bijou und ein paar andere immergleiche Marken. Was für ein Unterschied sind dagegen die Einkaufsstrassen in Madrid, Tel Aviv, Buenos Aires und Amsterdam! Duzende von Lädchen mit komplett unbekannten Modemarken, oder gleich mit eigenem Designer, aber dafür mit so vielen Ideen und Vielfalt. Dagegen wirken in deutschen Läden die Kleider wie Uniformen.

- Das Gerücht, dass die Holländer keine Vorhänge haben stimmt teilweise, sie haben keine Vorhänge dort, wo sie was vorzuzeigen haben. Bei den Spaziergängen an den Grachten entlang, kann man hin und wieder einen Blick in die Zimmer werfen und was man dort sieht schafft mühelos (selbst ohne vorheriges Aufräumen) auf das Titelbild von "Schöner Wohnen". Riesige Bibliotheken, Designküchen, Kronleuchter, alles mit viel Geschmack eingerichtet, man wird ganz schön neidisch.


Wohnen im Hausboot

- Amsterdam hat kaum Kirchen oder Paläste, die man von innen anschauen kann, es wird kaum Werbung dafür gemacht, den Eingang der Kirche sucht man erstmal und dann ist sie entweder geschlossen oder der Eintritt so teuer, dass da niemand freiwillig reingeht. Die einzige Kirche, die wir besucht haben, war eine katholische Kirche auf dem Dachboden eines Hauses eines Kaufmanns, der auf die Art und Weise den Katholizismus-Verbot umgehen wollte. Ich denke das resultiert aus der Geschichte Amsterdams, die schon immer eine Bürgerstadt war, nach den Erfahrungen mit der spanischen Inquisition war das Verlangen nach Religion nie besonders stark und die Monarchie hatte auch nie viel zu sagen. Die Stadtväter waren immer liberal und pragmatisch und hatten nie viel Geld für Herrschaftssymbole übrig.

- Dieser Pragmatismus ist bis heute übriggeblieben, dadurch resultiert sich die Haltung der Amsterdamer zu weichen Drogen und Prostitution. Wenn festgestellt wird, dass ein grosser Teil der Bevölkerung sich nicht an die Verbote hält und es keinen gesundheitlichen oder zivilgesellschaftlichen Grund gibt ein Verbot aufrechtzuerhalten, wird er abgeschafft und Geld daraus gemacht, weil andere Länder aus historischen, religiösen oder was auch immer für Gründen den Verbot aufrechterhalten. So wurde beschlossen die Kiffer und die Prostituierten nicht zu kriminalisieren, seitdem gilt zwar Amsterdam als die verruchteste Stadt auf Erden, zieht dafür jede Menge an jungen Touristen an, die diese Art von Weltanschauung teilen. Die Prostituierten haben eine Gewerkschaft, zahlen Steuern und sind in einer Krankenkasse versichert. Die Kiffer rauchen ruhig in boomenden Kaffeeshops ihr Joint zu Ende und bereichern das Stadtbild. Sieht wie eine win-win Situation aus, wenn man überholte Moralvorstellungen zur Seite legt.

- Trotz fehlenden Kirchen und Palästen kann man auch als nichtrauchenden und nicht sexsüchtiger Tourist eine Menge anschauen. Es gibt die ausgefallensten Museen, angefangen mit Tee- und Kaffeemuseum, bis Schmuckmuseum für Tiere. Wir waren in van Gogh Museum, eines der wenigen Museen, die behaupten können eine Kollektion aus allen Schaffensperioden eines Ausnahmekünstlers zu besitzen. Nur selten kann man die Entwicklung eines Künstlers so genau beobachten, angefangen von typisch holländischen dunklen Bauernbildern, über der Nachahmungen von Pariser Impressionisten, bis zum Finden des eigenen Stils, der van Gogh weltberühmt machte. Das andere Pflichtmuseum war das Haus der Anne Frank, allerdings sollte man vorher das Buch gelesen haben, um die gesamte Geschichte zu verstehen, die sich in diesen Zimmern ereignet hat. Sehr interessant ist Besuch am Samenmarkt, wo die Samen und Zwiebeln aller möglichen Pflanzen verkauft werden. Ich hätte nie gedacht, dass Tulpen so grosse Zwiebeln haben.


Vitrine des Tee- und Kaffeemuseums, der gleichzeitig ein Laden ist

- Kulinarisch sind die Holländer für den Käse berühmt, ein typisch holländisches Gericht sind Bitterballs, das sind eine Art runde Kroketten, die man mit den Händen in den Senf tunkt und zum Bier isst. Eine größere Variation von Kroketten mit allen möglichen Füllungen gibt es bei FEBO, wo man seine Krokette aus einem Automaten ziehen kann, was für die nächste halbe Stunde den Heisshunger abmildert. Aufgrund der kolonialen Vergangenheit Hollands gibt es eine Menge indonesischer und surinamischer Restaurants, leider mit recht gepfefferten Preisen und Speisen.


Qual der Wahl bei FEBO

Mit einem Wort wäre es äussert Ungerecht Amsterdam auf Kiffer und Sexparadies zu reduzieren. Die Stadt bietet viel, viel mehr.

Sonntag, 22. Juni 2008

Endlich Musik...

lautete ein Kommentar auf amazon.de auf der Seite der CD Russendisko. Was seit einigen Jahren Europa überrollt, hat meiner Ansicht nach das Zeug zu einer ähnlichen Welle zu werden wie damals als Anfang der 90er aus einer Stadt namens Seattle Grunge seinen Ursprung hatte. Nur heisst die Stadt heute Berlin, die Musiker kommen aus Osteuropa, auf der Bühne gibt es ausser E-Gitarre, Bass und Schlagzeug noch Trompete, Geige und Akkordeon und die Stars heissen nicht Kurt, Eddie und Scott, sondern Oleg, Emir und Kolja. Doch so unterschiedlich die beiden Musikrichtungen auch sein mögen, beide haben Leben und unbändige Energie in die siechende Musikszene gebracht, es macht wieder Spass auf Konzerte zu gehen, mit Gleichgesinnten fachsimpeln, in Plattenläden nach noch unbekannten Bands zu suchen und Kompilations des Genres zu kaufen, um die Perlen abzugreifen.

Dabei gibt es nicht mal einen richtigen Namen für diese Welle. Wenn man eine CD einlegt, zeigt iTunes meistens als Musikrichtung "World" an. Nun, Weltmusik das ist auch Buena Vista Social Club, Manu Ciao und Youssou N'Dour und Hubert von Goisern und Khaled mit seiner Aischa, da denkt man eher an afrikanische Trommeln, arabische Gesänge, entspanntes Tanzen mit Haschschwaden in der Luft, aber nicht an wildes Springen und Pogo und die rohe Kraft einer Bläserkapelle. Wenn die Bands in den Booklets genauer beschrieben sollen, da hagelt es mit Begriffen wie Balkanbeats, Zigeunerpunk, Sovjetabilly, Ska, Neues Klezmer, Folk Rock usw, usf. Vielleicht ist auch nicht ganz einfach da einen Label zu finden, denn so gut wie jede Band hat eigene Geschichte, eigene Einflüsse, mal sind es Klezmer-Melodien, mal Songs komplett vergessener Völker wie Hutsulen, mal Zigeuner-Rhythmen, mal Sowjetpop oder Gangsterromancen der 20er Jahre, das alles gemischt und mit Ska, Jazz, Elektro, Hardcore und Dance gekreuzt, eine wichtige Zutat ist immer Punk, im vollen explodierenden Sinne dieses Worts, Piff, Paff, Punk, ein Konzert bei dem die Zuhörer auf den Stühlen sitzen bleiben und nicht etwa drauftrampeln, braucht gar nicht gespielt zu werden, die aufgenommenen CDs ist nur ein schwaches Abbild davon, wie es ist, sich in die Menge zu stürzen und wild zu tanzen.

Wie hat es denn angefangen? Da kann ich nur aus meiner eigenen Perspektive berichten, jeder, der sich mit der Szene besser auskennt, wird mich sofort eines besseren belehren, wie es denn wirklich anfing, deswegen stelle ich erst gar nicht den Anspruch die allgemeingültige Geschichte zu erzählen.

Vor ca. 8 Jahren vergaß mein polnischer Freund Arek die Kassette Kayah & Bregovic bei mir mit dem Lied Prawy do lewego, das auf polnischen Hochzeiten zu wildesten Tanzausbrüchen führt. Goran Bregović, der sich als Jugoslave bezeichnet, wurde in Europa als Filmmusiker für Filme von Emir Kusturica (über ihn etwas später) und die Bartholomäumnacht berühmt, doch geht er auch als Musiker mit einem 50-köpfigen Wedding and Funeral Orchester auf Tourneen. Seine Musik ist die Musik des Balkans, mit viel zigeunereschen Kompositionen, mit neuen Arrangements, doch ohne viel Vermischung mit westlicher Musik.

Lange Zeit später bekam ich von meinem bosnischen Kollegen Dario CD Emir Kusturicas & The No Smoking Orchestra Unza Unza Time. Punk trifft Polka trifft wieder Zigeuner-Rhythmen, gesungen wird auf Deutsch, Englisch, Serbokroatisch, ein Getrauert-und-Gestorben-wird-später Meisterwerk, jetzt wird es erstmal heftigst getanzt. Kusturica, wuchs in Sarajevo auf, studierte auf Prager Filmhochschule und drehte ein paar berühmte Filme (von denen wie ich zu meiner Schande gestehen muss, noch keinen einzigen gesehen habe). Seine Musik ist rockig, auf der Bühne erklärt er schon mal, dass nach dem ersten Lied die Band keine Lust mehr hat, ernsthaft zu spielen und ab jetzt nur noch Blödsinn gemacht wird, was den aufgedrehten Zuschauern auch recht ist.

Der dritte im Bunde der berühmten Jugoslaven ist der King of the Serbian Trumpet Boban Marković. Seine Truppe besteht fast ausschliesslich aus Blasinstrumenten, die Musik spielen, die man auf den Namen Balkan Brass getauft hat. Boban und sein Sohn Marko sind noch die traditionellsten Musiker, die die alten Melodien neu arrangieren und virtuos spielen.

Vorhin habe ich geschrieben, dass die Hauptstadt der neuen Musik Berlin sei, doch haben die drei Musiker mit Berlin nicht viel zu tun. Dafür lebt dort Wladimir Kaminer, der 1990 aus Russland nach Berlin kam, ohne einen Pfennig in der Tasche und ohne ein Wort Deutsch zu sprechen (so die von ihm selbst erzählte Legende). Er tat sich mit Yurij Gurzhy zusammen und veranstaltete in Berliner Club Kaffee Burger eine Partyreihe genannt Russendisko. Bald gab es ein Buch Russendisko, das im Still Kishon trifft auf sowjetische Humoristen geschrieben ist und eine Kompilations-CD auch Russendisko Hits genannt. Von keiner der 16 Bands auf der CD hat man vorher was im Westen gehört und alle haben einen Feuer gezündet, wie man es schon lange nicht mehr gespürt hat. Viele der Bands sind original aus Russland, einige haben sich erst im Ausland zusammengefunden, als die grosse Ausreisewelle in den 90ern viel Intelligenz aus Russland mitnahm. Es folgten Kompilation-CDs Russensoul und Russendisko

Im Fall von Shantel war es anders, er hat seine kulturellen Wurzeln erst auf der Reise durch die Länder seiner Vorfahren Bukovina (heute Teil von Rumänien) entdeckt, und daheim in Frankfurt angekommen erfand er den Bucovina Club in Frankfurt, eine Partyreihe, bei der eine Mischung aus Dance und Balkansound gespielt wurde. Doch hatte Berlin bald die Nase vorn, in Mudd Club wurden die Balkan Beats gespielt, die auch schon bei der dritten Kompilations-CD angelangt sind, wo das ganze Europa Mikro in die Hand nimmt, denn das Phänomen schwappte längst aus Deutschland wieder zurück auf Balkan und fand auch in Frankreich und Russland zahlreiche Anhänger.

Nachfolgend noch ein paar Bands, die ich vorstellen möchte und deren Konzerte immer ein Besuch wert sind.

1. Zdob Si Zdub kommen aus Moldawien und haben etwas vielleicht etwas viel MTV geguckt und zwar Alternative Nation. Haben mit Hardcore angefangen, bis sie sich des musikalischen Schatzes ihres Landes bewusst wurden und Trompeten einsetzten. Klingen wie Rage Against the Machine beim Zigeunertabor. Haben bei der Eurovision teilgenommen und einen der vorderen Plätze belegt. Sind absolute Superstars in Russland, Rumänien und Moldawien. Die beste Textzeile bis dahin: Mister Gorbatchow you should drink some wine, meet Gagarin in the space of time.

2. Leningrad ist eine Ska-Punk-Band aus St.Petersburg, die für ihre anrüchige Texte (die Interviews des Sängers Schnur sind dafür erstaunlich jugendfrei) und einen fetten Aufpasser auf der Bühne bekannt ist. In dem bekanntesten Lied der Band besingt sie ihre eigene Internetadresse www.leningradspb.ru.

3. Dobranotch aus St.Petersburg spielen Instrumentals aus Klezmer und serbisch-moldauischen-ukrainischen traditionellen Melodien, die sich als sehr tanzbar herausstellen, sogar verwöhnten Münchener waren irgendwann mal alle auf den Beinen und forderten mindestens 4 Mal Zugabe.

4. La Minor kommen auch aus St.Petersburg und sind häufig in München anzutreffen. Sie singen Verbrecherballaden aus den 20-30er Jahren des letzten Jahrhunderts auf eine unwiderstehliche Art, so dass man sofort das Tanzbein schwingen möchte, obwohl die Texte alle recht tragisch enden, aber zum Glück verstehen das in Deutschland die wenigsten.

5. Oy Division aus Tel Aviv spielen herzergreifenden Klezmer, aber mit Punk-Energie auf der Bühne. Singen auf Jiddisch und Russisch.

6. RusSKAja aus Wien (daher einheitliche roten KuK-Uniformen) haben das Publikum in Griff, wie ich es noch nie gesehen habe. Die Musik ist Ska, mit etwas russischen Pop/Rock-Import, aber die Konzerte selbst sind viel interessanter als die Musik an sich. Die Geigerin Antoschka ist süß anzusehen, der Schlagzeuger bittet vor dem Konzert um die Würdigung des Glücksgefühls, das uns überschwemmen wird (womit er absolut Recht hat) und spätestens nachdem die deutsche Menge headbangt und "Za-po-ro-zhez" brüllt (der kleine häßliche Bruder von Trabbi), wird es klar, dass diese Band sich richtig viel Gedanken um die Show gemacht hat. In diesem Sinne "Dajte mne zvuki druzja" - "Jaaaa!!!"

7. Bloody Kalinka ist eine typische Band aus der Multi-Kulti-Stadt Berlin. Die Sängerin Lenotchka arbeitet tagsüber bei dem BKA und bekennt sich abends der Liebe schuldig. Der Kopf/das Herz der Gruppe Kolja Bajan kommt aus St.Petersburg, spielt Akkordeon und hat mit seiner anderen Band Dr.Bajan über die Russendisko einige Bekanntschaft erlangt. Der Schlagzeug kommt aus Polen, der Rest der Gruppe ist auch sehr bunt gemischt. Entsprechend ist das Repertuar, russische Romancen mit Punk-Speed vorgespielt, bekannte russische Lieder neu arrangiert, der Hit ist übrigens ein Lied namens "Schönhausener Allee"

8. Socalled aus Kanada ist für seine seltsamen Videos bekannt. Benutzt Klezmer für Samples für seine E-Musik, die irgendwo zwischen HipHop und Pop liegt. Hört sich alles sehr ungewohnt an, war leider noch auf keinem Konzert. Beste Zeile: My god gonna kick your god's ass

9. Gogol Bordello kommen aus New York, sind Busenfreunde von Madonna und spielen sehr rockige Zigeunerrhythmen auf Englisch mit übelstem Akzent. Die Musik ist nicht ganz mein Fall, treibt den Puls auf jeden Fall gehörig in die Höhe.

10. Markscheider Kunst aus St.Petersburg hörten wohl mal auf den Ratschlag des DJ Jannik, als er gedankenversunken zwischen zwei Jointzügen meinte sinngemäß : "Das wichtigste an der Musik ist Rhythmus und die Kubaner haben ihn erfunden". Markscheider Kunst spielen unschuldige Tanzmusik, mischt Ska mit Latino, singen entspannt auf Russisch und sind häufig in Europa anzutreffen. Vor den Konzerten am besten einen Tanzkurs besuchen.

Es gibt noch viele andere Bands wie Vopli Vodoplyasova mit ihrem charismatischen Sänger Oleg Skripka, Distemper mit dreckigen Riffs und Bandmitglied, der mit einem Hundekopf in die Zuschauermenge reinspringt, 5Nizza, die russisches Reggae zum besten geben, der Exzentriker von Magnifico und viele mehr. Also viele CDs anzuhören, viele Konzerte zu besuchen, viel zu entdecken. Es bleibt spannend.

Montag, 16. Juni 2008

Ein Besuch bei den Irren von Zion*

Nachdem meine Freundin mich von der Idee den Urlaub in Albanien oder Nordzypern erfolgreich abbringen konnte, entscheiden wir uns für Israel. Auch schon exotisch genug, zumindest den Reaktionen meiner Kollegen nach zu entscheiden. Hier kommt der Reisebericht.

1. Tag: Hetze zum Flughafen Schönefeld. Wir wurden schon vor El-Al (der israelischen Fluggesellschaft) gewarnt, doch nach dem Ende der getrennten Befragung, in der man sich wie in einer Partnertherapie vorkam (wie lange sind sie schon zusammen, wie oft sehen sie sich, wie oft telefonieren sie, wo haben sie sich kennengelernt, alle unmoralischen Antworten wurden mit ungläubigen Kopfschütteln begleitet), waren wir mit den Nerven leicht fertig. Nach diesen paranoiden Sicherheitskontrollen und dem Spielchen "Finde den bewaffneten Flugscheriff" war es etwas seltsam Essbesteck aus Stahl zu bekommen.

Angekommen am sehr schönen Ben Gurion Flughafen fühlte ich mich zum ersten Mal etwas hilflos, denn ich bin zum ersten Mal in einem Land, in dem ich von der offiziellen Schrift gar nichts lesen kann, nicht einen einzigen Buchstaben. Doch nachdem wir die Ohren gespitzt haben, stellten wir fest, dass man mit Russisch doch sehr gut vorankommt. Im Taxi zum Hotel kommen russische Nachrichten über Israel. Die Nachrichten über Inland decken sich recht genau mit den Nachrichten in Deutschland über Ausland, es wird einem bewusst, welchen Stellenwert Israel in Deutschland einnimmt. Der Abend verbrachten wir im Mittelmeer. Sehr feiner Sand, sehr klares Wasser, sehr gut gepflegte kostenlose Strände

2. Tag: Tel Aviv bei Tag ist ein Mittelding zwischen Badeort (Strand), Geschäftszentrum Israels (Wolkenkratzer) und historischem Ort (arabischer Teil Jaffa). Nur von der Partystadt und den schönsten Mädchen der Welt ist nicht viel zu sehen, die Männer sind viel interessanter. Um etwas interessanter auszusehen, besonders wenn es der wichtigste Tag im Leben ist, werden auf der Diezengoff-Strasse die wahnsinnigsten Brautkleider verkauft, manchmal halbdurchsichtig, auf jeden Fall 2 Meter im Durchmesser am Rockboden. 300 Leute auf der Hochzeit gelten als die Untergrenze, bei 500 ist man Mittelmass, ab 1000 gilt man dann als reich.


Tel Aviv von Asrael Tower fotografiert

Bis es aber so weit ist mit der Hochzeit, muss jeder Israeli (ausser man ist ganz besonders gläubig) zu Militär, Jungs für ganze drei Jahre, Mädels für zwei. Die Armee ist absolute Alltagserscheinung in Israel, der Einkaufszentrum in der Nähe des Verteidigungsministeriums ist voll von jungen Soldaten in Uniform mit ihren schweren M16-Gewehren, Mädels mit Sandalen und Damentäschchen, trotz meines Uniformfetisches, so toll sieht es nicht aus.

Abends treffen wir uns mit Guy, der uns in das teuerste Restaurant Tel Avivs führt, wo wir die einzige nichtkoschere Speise der gesamten Reise bekommen (Meeresfrüchte, da sie keine Kiemen haben, sind nicht koscher). Die unvorsichtige Frage des Abends war, ob er schon mal in Beirut war und wie es dort aussieht. Er zwar nicht, aber sein Bruder ist da schon mal einmarschiert.

3. Tag: Umzug in das Hotel Marina, das wie ein riesiges Schiff aussieht, einen winzigen Schwimming-Pool hat, der aber trotzdem von einem Lifeguard bewacht werden muss, und deswegen nur bis 6 Uhr offen hat (wie alle anderen Schwimmingpools übrigens auch). Erstes Beschnuppern mit den anderen Mitgliedern der Reisegruppe.

Paar Worte zum Essen. Koscher Essen bedeutet zimmliche Einschränkung in der Küche, Pizza-Salami, vergiss es. Es gibt sehr viele Salate mit Humus und sehr viele Methoden das Fehlen von Mayonese und Joghurt am Abend zu kaschieren. Wurst zum Frühstück ist natürlich auch nicht drin. Viele Rezepte könnte man auf jeden Fall nachkochen.

4. Tag: Fahrt über Caesarea mit römischen Trümmern, über Haifa mit einer islamischen Sekte, deren Ziel es ist einen perfekten Garten anzulegen, mit einem Zwischenstopp in Akko, wo die geizigen bestimmt schwäbischen Kreuzritter lieber einen langen Tunnel graben, um die Durchgangsgebühren bei den genuisischen Kaufleuten nicht zu zahlen, bis zu einem Mittagessen bei einer drusischen Familie, die im Handumdrehen 40 Touris satt kriegt und auch noch das prächtige Haus zeigt, und danach bis zum Kibbuz Lavi. Das religiöse Kibbuz hat einen perfekten Garten mit Hängematten und musikalischen Untermalung.


Trümmertour durch Caesarea

5. Tag: Fahrt an die syrische Grenze an Übungen der israelischen Armee vorbei. Erste Diskussion mit der Reiseleiterin über die Lage der Palästinenser, argumentiert wird mit Sprüchen aus dem Neuen Testament. Danach fahren wir über Jordan zum See Genesareth, gleich zu dem Fischerdorf, wo angeblich Jesus seine Jüngeren getroffen hat und wo er seine Lehren zum ersten Mal der Allgemeinheit beibrachte. Man sieht ein ausgegrabenes Dorf, viele kleine Räume und einen größeren Gemeinschaftsraum, wo dann wohl alles begann. Über dem Raum steht wie ein gigantisches UFO die Kirche auf Stelzen, innen ist sie um das Loch im Boden gebaut, das genau über diesem Versammlungsraum ist. Nach mehrfachen Wiederholung der Feststellung "Jesus war Jude" und Lesen in der Bibel, schnell einen Petrus-Fisch aus dem See gegessen und zu der Brotvermehrungskirche gefahren.


UFO über Fischerdorf

In der Brotvermehrungskirche war eine Gruppe russischer Touristen, die sich dicht vor dem Altar versammelt hat, der mit einem "Do not cross"-Plastikband abgesperrt war. Unter dem Altar war der Stein, auf dem angeblich die Brotvermehrung stattfand. Und über den Stein bückte eine Frau, die ich erst für eine Putze gehalten habe, doch dann blitzte ein Photoapparat und ich habe verstanden, dass die Frau zu der russischen Gruppe gehörte, über den Absperrband geklettert ist, unter den Altar kroch und sich auf dem heiligen Stein es sich gemütlich machte. Die Deutschen neben mir hat es vor gerechtem Zorn geschüttelt. Gleich danach kletterte schon ein Mann unter die Absperrung.

Zum Abschluss mit einem Jesus-Boot über den See Genesareth getuckert und zurück ins Kibbuz gefahren, wo uns eine alte Gründerin über die Anfänge erzählte, über ihre naiven kommunistischen Vorstellungen in London und hartem Leben zwischen arabischen Dörfern mit rationiertem Wasser in israelischen Wüste. Aber es ist schon sehr beeindruckend was man aus einem Stück vertrocknetem Land mit nötigem Idealismus machen kann. Idealismus, den die arabischen Dörfer nicht hatten. Wieviel von dem Idealismus noch geblieben ist?


Ob Jesus auch schon ein Boot mit Dieselmotor hatte?


Ich war mal ein Stück Wüste

6. Tag: Besuch in Nazareth in der Kirche, wo Josefs Haus gestanden haben soll, mit fremdaussehenden fernöstlichen Madonnen, noch mehr römische Trümmer und Einreise nach Jerusalem. Unser cooler Busfahrer Bambi (kein Scherz), Teilnehmer des 6-Tage Krieges, Vater von 8 Kindern und Grossvater von 13 Enkeln, ehmaliger Ambulanzfahrer, erhob bei voller Fahrt Hände zum Himmel, brüllte "Jeruschaleim" und war ganz seelig.




Wer sagt, dass Madonna europäisch aussehen muss?

Auf dem Ölberg versuchen kleine arabische Kinder Postkarten und Olivenzweige zu verkaufen und amerikanische Studentinen Teelichter zu verschenken. Die deutschen Touristen sind so verschüchtert, dass sie beides nicht annehmen und grosse Enttäuschung bei den Amerikanerinen hervorrufen: "They don't even want them for free". Zwei wunderschöne Kirchen werden besichtigt.


Jerusalem vom Ölberg aus gesehen, zuerst jüdischer Friedhof, dann moslemischer (um den auferstanden Juden den Weg zum Tempelberg zu versperren), Tempelberg mit Felsendom, ganz hinten Hotels für latschfreudige Touristen.

Trotz der versteckten Warnung der Reiseleiterin: "Jerusalem an Sabbat ist ganz langweilig, bleibt im Hotel", haben wir uns sofort nach Einbruch der Dunkelheit in die Altstadt aufgemacht und fanden uns in einer anderen Welt wieder. Hunderte schwarzbekleidete mit Pelzmützen, oder breiten Hüten ausgestatteten frommen Juden gingen eiligen Fusses durch die Gässchen der Altstadt, achteten auf nichts und auf niemanden. Ein Batallion von Soldaten Gewehr im Anschlag rannte an uns vorbei den Tempelberg hoch. Andere Strässchen waren komplett leer. Das war dann doch zu befremdlich, so dass wir uns schnell ins Hotel verkrochen. Auf dem Weg dorthin war der einzige geöffnete Laden brechend voll, junge amerikanische Juden kauften sämtliche Alkoholvorräte auf, um durch Sabbat zu kommen. Muss wohl eine Schulklasse gewesen sein, denn daneben stand einer mit einem archaischen Gewehr und bewachte sie (jede Schulklasse in Israel muss einen Bewaffneten und Sanitäter dabeihaben).


Durst ist schlimmer als Heimweh

7. Tag: Spaziergang auf der Via Dolorosa. Wer einen spirituellen Spaziergang auf dem Leideweg Christi erwartet, wird furchtbar enttäuscht sein. Ein Grossteil des Weges verläuft im arabischen Viertel der Altstadt, so dass es ein einziges orientalisches Bazar ist. Ich denke, es ist besser so, denn zu Zeiten von Jesus war es bestimmt auch nicht anders, es war Pessah-Fest, Tausende Leute in der Stadt, die Händler machen die Geschäfte des Jahres, durch die Massen peitschen sich die römischen Soldaten durch und ein armer Teufel, blutend zieht seinen Kreuz. Ob sie ihm überhaupt Beachtung schenken? Ob sie wissen, dass dieser Armer Sohn Gottes ist? So gesehen ist Veronika die einzige gute Seele in der ganzen Menge, die IHM ein Tuch reicht, um Blut, Schweiss und Tränen abzuwischen.




Drei Ansichten des letzten Weges Christi

Die Grabeskirche ist ein Kapitel für sich. Es gibt naturgemäß zwei Orte, wo sich sämtliche christliche Kirchen versammeln müssen, es ist der Geburtsort und der Sterbensort von Christus. Und natürlich gibt es auch an diesen heiligen Orten Riesenstreit, wer was darf. Als Auswüchse dieses Streites leben ägyptischen Mönche auf dem Dach der Kirche, weil sie keine Kapelle in der Kirche selbst beansprucht haben. Im Augenblick der Vernunft wurden die Schlüssel der Kirche an eine muslimische Familie übergeben, die schon seit Jahrhunderten die Öffnungszeiten der Kirche bestimmt. Und nachdem alle sich heillos zerstritten haben, wurde beschlossen ab sofort keine baulichen Veränderungen an der Kirche mehr durchzuführen. Das ging soweit, dass die Alu-Leiter, die angelehnt am Empfang steht, nicht mehr berührt werden darf, denn das wäre eine bauliche Veränderung. Wenigstens Strom hat man bis dahin schon verlegt und Glühbirne wird man noch wechseln dürfen. In der Kirche selbst gibt es einen Stein, auf den Jesus nach der Kreuzigung gelegt wurde, jetzt werden alle möglichen Gegenstände darauf abgelegt, damit sie geweiht werden, sogar das Butterbrotpapier habe ich gesichtet. Die Mönche sind ganz heiser vom Anbrüllen der russischen Touristen, was sie alles bedecken und was freilassen müssen.

Kurze Fahrt nach Betlehem. Der israelische Bus darf nicht durch, Bambi und Teresa bleiben zurück, wir sind in Gewalt palästinensischer Christen, die uns erstmal in einen Shop schleppen und uns nicht freilassen, eher wir christliches Klimbim gekauft haben. Danach gehts in die Geburtsgrotte und dann gleich wieder raus nach Jerusalem zurück.

8. Tag: Aufstieg auf den Tempelberg und Besuch des Felsendomes und der Al-Aqsa-Moschee (beides von aussen). Dass im Felsendom eine Platte, von der aus Prophet Mohammed seine Himmelsreise angetreten ist, liegt, habe ich schon gewusst, aber dass aus dem Staub derselben Platte Gott Adam erschuf und Abraham Isaak dort opfern wollte, war mir nicht bekannt. Die heiligste Platte ist also nur Moslems zugänglich und ich kann wetten, dass nicht wenige Zettel an der Klagemauer ein Erdbeben wünschen, damit sowohl die Moschee, als auch der Felsendom dem Boden gleichgemacht werden und der Tempelberg in jüdischen Besitz übergehen kann.


Solange sie sich um den Vater kümmern, werden wir mit dem Sohn schon irgendwie fertig


Felsendom in voller Pracht

Danach Besuch in Yad Vashem, dem Ort des Gedenkens an die 6 Millionen getöteten Juden in Europa. Gleich das erste Photo zeigt den Konzentrationslager Klooga in Estland, so dass sofort sehr klar wird, was Genozid bedeuted und nicht was Herr Ilves, der estnische Präsident daraus macht. Es folgt eine sehr detailierte Ausstellung über die Anfänge des Antisemitismus und endet mit einem Saal mit Tausenden von Ordnern, wo jedes Opfer aufgeschrieben und somit erinnert wird. Das Gebäude ist ein liegendes Prizma und ganz am Ende schaut man auf Jerusalem als Zeichen des Lebens.

9. Tag: Wir verlassen Jerusalem und fahren zum Toten Meer. Unterwegs machen wir halt bei Massada, die berühmte Festung auf dem Berg, deren Verteidiger bei der Einnahme von Römern nach 4-jährigen Belagerung kollektiv Selbstmord verübt haben. Früher wurde die israelische Armee dort vereidigt mit dem Schlachtruf: "Massada soll nie wieder fallen", doch verträgt sich der Selbstmord nicht mit dem jüdischen Glauben, so dass man wieder davon Abstand genommen hat.


Massada hoooch...


Und wieder runter...

Ankunft am Toten Meer und gleich ins Wasser. Nach wenigen Schritten werden die Füsse von einer unsichtbaren Kraft nach oben gezogen und man liegt auf dem Rücken und weiss zunächst nicht, wie man die Beine wieder auf den Boden bekommt. Das Wasser ist 36 Grad warm, ist leicht ölig und brennt wahnsinnig, wenn man auch nur den Finger ableckt, wenn man es nicht abduscht, hat man nach einiger Zeit feine Salzkristalle am Körper. Es ist aber Wahnsinnsgefühl da zuliegen, kann man schlecht beschreiben, man fühlt sich wie Astronaut in der Schwerelosigkeit, die ganz faulen haben sich ein Gummikissen unter den Kopf gelegt und schlafen auf dem Wasser.


Recht tote Hose am Toten Meer

Der Ort mit den Hotels liegt mitten in der Wüste, dort arbeiten ausschliesslich russische Mädchen, es gibt überhaupt keine Bespassung, ausser ein paar Beduinen mit Wasserpfeifen. Ob so vielleicht neue Sabras entstehen sollen, neue Generation von Israelis?

10. Tag: Ankunft nach Eilat. Das ist mal wirklich ein Ferienort. Liegt langgezogen eingequetscht zwischen Jordanien und Ägypten, wobei man einzelne Strände nur mit Taxi erreichen kann (dementsprechend viele Taxis gibt es dort). Als wir im Hotel nach dem nächsten Strand fragen, wird gleich erschrocken geguckt und mitgeteilt, dass es keine Nudistenstrände gibt, wir sind hier nicht in Deutschland. In Israel hat wohl die deutsche Pornoindustrie auch ihre Spuren hinterlassen. Wir springen gleich ins Rote Meer. Das Wasser ist auch sehr klar, aber die Strände sind nicht so toll wie in Tel Aviv.

Am Abend erleben wir die Schlacht am Büffet. Dass die Russen sich die Teller vollegen, und dann unberührt stehenlassen, daran hat man sich schon gewöhnt. Aber da gibt es noch ein Bus mit arabischen Omas aus Nazareth, die sich ihre Tische in 1001-Nacht Gelage verwandeln und nur einen Bruchteil davon essen, was sie sich angeschleppt haben. Ich stelle mir vor, dass den Rest des Tages sie am Klo sitzen und die Klospülung drücken, damit viel Wasser fliesst, denn das haben sie (oder wer auch immer) ja auch bezahlt.

11. Tag: Rotes Meer ist berühmt für die Korallenriffen, also fahren wir in ein "Observatorium", wo man in einem Turm mehrere Meter runtergehen kann und sich dann unter Wasser befindet, inmitten eines Riffs. Wir haben dort stundenlang verbracht und sich die wunderlichsten Fische angeschaut, die dort schwimmen. Sehr faszinierend.


Freude den Fischen im tiefen blauen Meer, Freude auch Dir und mir

12. Tag: Wir fahren nach Jordanien, nach Petra. Ich verstehe das Prinzip eines arabischen Landes: es ist alles Verhandlungssache. Kurs von jordanischen Dinar zu Dollar, Euro oder Scheckel, über alles kann man reden. Die Waren sind grunsätzlich nicht ausgezeichnet, am Grenzshop kann man jeden Zollbeamten fragen, er nennt sofort den Preis für ein Souvenier. Dafür sind Dinars wirklich schön anzuschauen. Wir fahren mit einem futuristischen chinesischen Bus durch die Wüste und werden mit den Fakten über Jordanien überschüttet. Schliesslich erreichen wir die Felsenstadt, die in einem Kanyon ist und komplett aus dem Felsen gehauen wurde. Es bedarf nur wenig Fantasie sich vorzustellen, wie ein schweizer Forscher den Beduinenlegenden gefolgt ist, sich durch die schmale Kanyonstrasse durchkämpfte und plötzlich das wunderschöne Gebäude vor sich sah, das aus dem roten Felsen rausschaute und dem die Jahrhunderte fast nichts anhaben konnten. Aber das aus Indiana Jones Filmen bekannte Gebäude ist nur ein kleiner Teil des Gesamtkomplexes, man braucht Tage, um sich alles anzuschauen. Für mich ist es auf jeden Fall ein Weltwunder.




Kurzer Aufenthalt in Akabar, wo uns eine riesige Fahne der arabischen Revolution gezeigt wurde, die stolz von einem 120 Meter Masten weht, dass man es ja gut in Israel sehen kann.

Auf dem Weg zurück, wurden wir wieder von der israelischen Grenzbeamten ausgefragt, diesmal hat man es uns abgenommen, dass wir ein Couple sind, der mit uns mitreisende Schwede war arm dran, denn auf seinem Passphoto hatte er einen Bart, in Wirklichkeit aber nicht mehr. oh-oh.

13. Tag: Zum ersten Mal in Leben war ich Schnorcheln. Man sieht zwar nicht alles so klar, wie in dem Unterwasserturm, aber dafür schwimmt man mit den Fischen und sieht den kompletten Riff mit wunderschönen Korallen.

Es gibt drei Theorien warum das Rote Meer so heisst. Eine Theorie ist wegen den Bergen drumrum, eine, wegen den kleinen roten Krebsen, eine wegen den roten Algen. Ich habe meine eigene Theorie, es ist wegen den roten Rücken, die man kriegt, wenn man zu lange schnorchelt. Winetoo wäre rosa vor Neid geworden, wenn er meinen Rücken gesehen hätte. Aua.

14. Tag: Mal ein bisschen chillen, lesen, Delfine anschauen...

Abends auf der Promenade stolzieren die schönsten Mädchen rum (da gibt es sie wirklich). Ausserdem hörte ich zum ersten Mal so etwas wie Klezmer, als ein paar Männer in frommen Klamotten tanzten ausgelassen miteinander und mit Touris (nur männlichen). Es muss es wohl einen Rabbi in New York gegeben haben, der den Talmud derart ausgelegt hat.



15. Tag Ankunft nach Deutschland, es regnet, die irischen Kartofelbauern haben die EU lahmgelegt, morgen geht's in die Arbeit.

*Die Irren von Zion von Henrik M. Broder